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Fosnocht & ihre Larven, © Alpenwelt Karwendel / Philipp Gülland
Fosnocht & ihre Larven

DIE LARVE IN NEUEM LICHT

Für die Interview-Rubrik im Hoch³-Magazin haben wir heuer den Larvenschnitzer und Bildhauer Anton Ostler aus Klais getroffen. Und zwar nicht nur klassisch in seiner Werkstatt, sondern auch an seinem Draußen-Arbeitsplatz mitten in den Buckelwiesen. Dazu kommt sein mobiler Schnitzbock ins Auto und wird das zu bearbeitende Holzstück unter freiem Himmel und vor schönstem Bergpanorama eingespannt. Dann fliegen die Späne und Toni lässt uns aus ganz neuen Blickwinkeln in sein Handwerk eintauchen. Es ist fest mit der langen Faschingstradition in der Alpenwelt Karwendel verbunden, die bis in die Zeit der Römer zurückreicht. So erfahren wir, dass der Begriff Larve vom Lateinischen Wort „larva“ kommt und für Gespenst oder Spukgestalt steht. Bis heute wird bei den Umzügen und sogenannten „Fosnochts-Gungln“ der Winter ausgetrieben und die Dorfgemeinschaften lebendig gehalten.

Larvenschniter Toni und Lisa beim Interview, © Alpenwelt Karwendel / Philipp Gülland

Für die Larven nehmen wir immer Zirbenholz, denn das riecht über 100 Jahre gut.
Bildhauer und Larvenkünstler Toni Ostler

CHARAKTERKÖPFE

Die geschichtliche Verbindung ist es auch, die Tonis persönlichen Larven-Geschmack geprägt hat. Denn seine handgeschnitzten Larven sind keine verspielten Hörnermasken, sondern vom schlichten, fast glatten Römergesicht inspiriert - mit klarem Fokus auf dem stierenden Blick. Eine weitere Besonderheit ist die Farbmischung, die sich bei Toni aus Magerquark und Sumpfkalk zusammensetzt und die sich dadurch in der Wirkung an die Lüftlmalereien anlehnt. Als Holz kommt nur die Zirbe infrage, weil sie sich dank ihrer Weichheit besonders gut zum Schnitzen eignet und darüber hinaus für sehr lange Zeit angenehm duftet.

Faschingstreiben mit Musikanten, © Alpenwelt Karwendel | Rosemarie Karg

Fosnocht wäre nichts, ohne die passende Musik! Erst wenn die verschiedenen Musikgruppen aufspielen, ist die typische Stimmung aus Tonis Sicht komplett. Besonders beim sogenannten „Gungln“, wenn die Maschkera als Individuen unterwegs sind und mit musikalischer Begleitung durch die Wirtshäuser ziehen, ist der Ursprung des Ganzen für ihn so richtig greifbar. Von Ziach über Gitarre bis hin zur Flöte wird das bunten Treiben klangstark begleitet.

Ohne Musikanten koa Fosnacht.
Bildhauer und Larvenkünstler Toni Ostler

SCHNITZKUNST LIVE

Toni in Aktion gibt es heuer im besonderen Rahmen des Bozner Marktes zu sehen. Das mittelalterliche Spektakel, das vom 01. bis 9. August 2026 im Mittenwalder Ortszentrum stattfindet, zeigt neben Gauklerkunst und vielen authentischen Aufführungen auch facettenreiches historisches Handwerk. An einem der Stände lässt sich Toni bei seiner Arbeit über die Schulter blicken und bietet Holzskulpturen und individuelles Kinderspielzeug feil. Eine wunderbare Möglichkeit, dem Handwerk persönlich zu begegnen und darüber hinaus eine einmalige Zeitreise in das Jahr 1487 zu erleben.

Larvenschnitzer Toni Ostler bei der Arbeit, © Alpenwelt Karwendel / Philipp Gülland

 

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