Ölschiefer-Bergbau im westlichen Karwendel
Der Ölschiefer-Bergbau im oberen Isartal und in den Tiroler Nachbargemeinden Scharnitz, Seefeld und Reith blickt auf eine lange gemeinsame Tradition zurück. Bereits im 14. Jahrhundert wurde von ansässigen Bauern Steinöl gewonnen. Wanderhändler, sogenannte Dirscheler oder Öltrager, gingen mit ihrer Ware hausieren, um mit dem Heilmittel Tauschhandel zu betreiben. Dirschenöl, Schieferöl oder Bergöl – der Volksmund kennt verschiedene Namen für das stark nach Asphalt reichende Öl – war als Wundermittel für Mensch und Tier aus dem Alltagsgebrauch nicht wegzudenken. Durch den hohen Gehalt an organisch gebundenem Schwefel wirkt es entzündungshemmend und fördert den Heilprozess im Gelenks- und Wundbereich. Gewonnen wurde die geruchsintensive Volksmedizin, ein schwarzes, stark riechendes Öl, durch Erhitzen aus einem mit sogenannten Bitumen vermengten Gestein. Die Abbaugebiete auf bayerischer Seite lagen im oberen Isartal zwischen Wallgau und Vorderriss. Dort wurde im Bergwerk im Ölgraben bis 1960 Ölschiefer abgebaut. Eigentümerin war die Ichtyol-Gesellschaft Cordes, Hermanni & Co aus Hamburg, welche im Gebiet von Seefeld und Reith ein weiteres Bergwerk äußerst erfolgreich betrieb. Auch hier wurde bis 1964 Ölschiefer abgebaut und in der Maximilianshütte in Reith bei Seefeld weiterverarbeitet. Heutzutage wird das Öl aus Frankreich importiert aus einer Anlage, die zur Firmengruppe dazugehört. Die Weiterverarbeitung findet aber nach wie vor in Tirol statt, wo die Firma Ichthyol Gesellschaft in Reith die Grundsubstanz für zahlreiche Arzneimittel herstellt.