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Gruppenbild vom Nostalskirennen in Krün, © Alpenwelt Karwendel | Christoph Schober
Nostalski

Blog Archiv 2017 - von Andrea Schmölzer

Ein Skirennen wie zu Opas Zeiten

Jedes Jahr organisieren die Krüner Junggesellen am Barmseelift ein Ski-Rennen der Extraklasse. Doch die nötige Original-Ausrüstung von anno dazumal ist oft schwer zu kriegen. Für alle Tollkühnen, die in Opas Keller oder am Flohmarkt nicht fündig werden, öffneten zwei Nostalski-Fans 2018 erstmals einen Verleih. Sie haben mit dem Fundus eines alten Sportladens einen wahren Schatz gelüftet und ihn ergänzt. Ich habe mal vorbeigeschaut.

Der Nostalski-Virus hat Sebastian Sprenger und Julia Hagn voll erwischt: „Das Rennen ist der Wahnsinn“, findet „Waschtl“ und erzählt begeistert von Steilkurven, Kamelbuckeln, Schnaps-Standl und den begnadeten Moderatoren. Außerdem „haben die alten Sachen einfach einen besonderen Charme“, ergänzt seine Freundin Julia, die im Januar 2017 das erste Mal dabei war. Aber Achtung: Die Nostalski-Leidenschaft ist brutal ansteckend. So ansteckend, dass viele gerne beim Rennen des Junggesellenvereins aus Krün mitfahren möchten, aber noch das nötige Outfit suchen. Im Original.

Die Chef-Verleiher Waschtl und Julia , © Alpenwelt Karwendel | Andrea Schmölzer

Ein Treff für Nostalgie-Fans

Wie gut, dass das junge Pärchen auf dem Speicher einer Freundin einen wahren Schatz für Nostalgiefreunde entdeckte: Kisten mit Ski-Wachs, alte Bindungen, ja sogar original-verpackte Holzskier waren dabei. Kurzerhand beschlossen die beiden Nostalski-Infizierten, vor dem Rennen 2018 erstmals einen Verleih zu öffnen – samt Reparatur- und Wachs-Service. Den Schatz aus dem Speicher haben sie dazu mit eBay-Käufen erweitert.

Wir können eine ganze Fußballmannschaft ausstatten!
scherzt Julia

Außerdem hoffen sie auf Senioren, die ihre alten Sachen in guten Händen wissen wollen, und vermitteln auf Wunsch gerne auch zwischen Anbietern und Athleten. Ehrenamtlich und für einen guten Zweck, versteht sich.

Immernoch bestens taugliche Skischuhe aus vergangen Zeiten, © Alpenwelt Karwendel | Andrea Schmölzer

Olympia 1936 lässt grüßen

Wir gehen in den Keller von Waschtls Elternhaus. Der Fundus ist enorm: Jede Menge Ersatzteile, Kanten zum Aufnageln, Lederriemen, Bindungen, Seilzüge, Bambus-Skiteller, dazu Accessoires wie Socken, Mützen und Brillen, Wachs und – natürlich die Basics – Ski, Stöcke und Schuhe. An der Wand steht eine Kolonne Lederschuhe, darüber hängen Leinenrucksäcke. Gegenüber ein Wimpel von der Olympiade 1936 in Berlin!

Mein persönlicher Favorit ist ein blau-orange gestreifter „Helm“ aus wattiertem Plastik. Julia vermutet, dass er so aus 1930 stammt: „Wir haben nebendran Reichsmark gefunden, könnte also passen.“ Sie zieht ihn über meinen Kopf und schnallt den Riemen unterm Kinn fest. Sitzt! Dann probiert sie eine schneidige Brille mit erstaunlich weichem Lederfutter und echtem Glas an. Ebenfalls im Angebot: Leinengamaschen mit Lederverschluss. Die braucht man bestimmt, denn Skistiefel von anno dazumal sind gerade mal so hoch wie Wanderschuhe. Und kalt! …, wie Julia beim letzten Rennen leidvoll erfahren musste: „In den Lederschuhen kriegst du eiskalte Füße. Hut ab vor denen, die früher immer so gefahren sind.

Solide Gamaschn fürs Skivergnügen anno dazumal, © Alpenwelt Karwendel | Andrea Schmölzer

Original Outfit muss sein

Beim nächsten Rennen stehen die beiden natürlich wieder am Start: Julia mit den Skiern eines „Spezl vom Opa aus 1930. Das war kurz bevor die Stahlkanten aufkamen. Der Spezl war früher Skilehrer und hat ganz viel aufgehoben.“ Dazu trägt sie einen kurzen Lodenrock, Norwegerpulli und Schafwolljanker, zwei bis drei (!) Wollstrumpfhosen übereinander und Gamaschen. Am Kopf die Fuchsfellhaube ihrer Tante. Sebastian stylt sich mit schwarzer Zipfelmütze aus dem Familienfundus, Knickerbocker und Wollpulli, drüber kommt ein Lodenmantel, den er – damit es „schnittiger“ wird – zum Rennen ablegt. Und drunter? Lieber doch moderne Funktionsunterwäsche.

Die guten alten Müller-Ski, © Alpenwelt Karwendel | Andrea Schmölzer

Dann präsentiert Waschtl stolz seine Rennskier: „Deutsche Wertarbeit“ steht auf den Latten aus dem Erzgebirge, die er mit Holzklötzen fixiert hat. „Damit die Spannung hält“, erklärt der gebürtige Isartaler. Die Skier der beiden sind natürlich OHNE Stahlkanten, laut Sebastian die Königsdisziplin. „Das ist wie laufen mit Skiern dran“, meint er. Klingt ziemlich wackelig. „Wenn Du einmal mit Langlaufskiern bergab gefahren bist, hast Du gute Karten“, erklärt seine Freundin, die als Kind im Langlauf-Club in Grainau aktiv war und bei ihrer Premiere 2017 auf Anhieb zweitbeste Zeit fuhr – trotz Strafsekunden am Glücksrad.

Historische Bindung an den alten Latten, © Alpenwelt Karwendel | Andrea Schmölzer

Überraschung!

Das Glücksrad wurde in den folgenden Jahren unter anderem durch eine Stoßbuddel-Schikane und eine Darts-Einlage ersetzt, sodass jeder – Sebastian betont „wirklich jeder“ – die Chance auf einen Platz am Siegertreppchen hat. Rennleiter Hansi Buchwieser und das Team der Krüner Junggesellen haben sich auch für nächstes mal wieder etwas Besonderes für die rund 100 Teilnehmer ausgedacht. Doch mehr wird nicht verraten.

Zum Abschluss hätten wir gerne noch eine Technik-Empfehlung? Die Garmischerin sagt: „Loisachtal-Stil halt.“ Der Wallgauer: „Nix, mia san im Isartal“. Die beiden einigen sich auf den „Hagn-Sprenger-Kombinationsschwung“.

Das Rennen am Barmseelift findet üblicherweise in der Faschingszeit, meist Ende Januar statt. Für die Zuschauer gibt es dort neben bester Unterhaltung beim Wettkampf auf den wackligen Skiern feinste Verpflegung. In unserem Veranstaltungskalender finden Sie alle aktuellen Informationen zu Events in Mittenwald, Krün und Wallgau.

Jede Menge Spaß beim Nostalski-Rennen in Krün , © Alpenwelt Karwendel | Christoph Schober
 

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