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So sehen die Freizeittrachten der Menschen rund um Mittenwald, Krün und Wallgau aus., © Alpenwelt Karwendel | Stefan Eisend

Auf der Wies'n und im Karwendel

König Max II. (Joseph) verordnete die erste Trachtenforschung Bayerns. Nur die Mittenwalder gehorchten und beschrieben ihre Werdenfelser Tracht 1853 detailreich. Die spielt zur Wiesn-Zeit eine der Hauptrollen in der Alpenwelt Karwendel, wo zeitgleich das Brauchtumsjahr gipfelt. Am Münchner Oktoberfest zeigen einige Gruppen der Region immer wieder, was echte Tracht ist: prächtiges Kulturgut mit Details für Kenner.

(Mittenwald, Krün, Wallgau) – Beim traditionellen Trachten- und Schützenzug auf dem Münchner Oktoberfest sind oft Trachtler:innen aus der Alpenwelt Karwendel am Start. Mal ist es der Historische Spielmannszug Mittenwald, mal eine der drei  Musikkapellen oder gerne auch ein Mittenwalder Wirt und „Rosserer“ mit dem Paulaner-Wiesengespann.

Zur Wies’n-Zeit gipfelt in deren Heimat, der Alpenwelt Karwendel, das Brauchtumsjahr. Während der „Bauernwochen“ kehren Ziegen, Schafe, Rinder und Rösser von den Sommerweiden ins Tal zurück, Anfang Oktober wird Erntedank gefeiert. Dabei geht ohne echte Tracht gar nichts.
König Max II. (Joseph), der Vater Ludwigs II. forderte erstmals, die Trachten von höchster Stelle zu erforschen. Als 1842 bei seiner Hochzeit 35 Brautpaare in ihrer jeweiligen Heimattracht kamen, war er hellauf begeistert. 1853 folgte eine Fragebogenaktion im Land, bei der nur der Mittenwalder Ortsvorsteher die Tracht detailreich von Kopf bis Fuß beschrieb. Das berichten Adolf und Hildegard Rehm in ihrem (vergriffenen) Klassiker „Lebendiges Brauchtum im Werdenfels“.
Beim Oktoberfest-Umzug, aber auch bei den Bauernwochen in Mittenwald, Krün und Wallgau wird besonders deutlich, wie facettenreich die oberbayerische Gebirgstracht ist.

Detailreiche Trachten in der Alpenwelt Karwendel

Ob Trachtenstoffe, Wadenstrümpfe, Seidentücher, geschmückte Hüte und Kappen, Broschen und Haarschmuck, ob Kirchen-, Tanz- oder Festtracht, der Kenner sollte ein Auge für die Details haben. Sie verraten zudem oft den Familienstand. So tragen unverheiratete Mädchen in Mittenwald bei festlichen Anlässen ein mit Perlen und Strass verziertes „Krandl“, das wie ein Krönchen auf dem geflochtenen Haar sitzt. Verheiratete schmücken sich dagegen mit „Braml“, „Schnürhut“ oder der Otterhaube, was die Redewendung „unter die Haube kommen“ erklärt. Der männliche Trachtler sollte das Haar weder über die Ohren noch über die Stirn tragen. Als festlicher Hutschmuck dient ledigen Burschen meist Flaum, nach der Ehe ein Gamsbart. Sonntags wird gern der „Schneidhackl“, die Feder des Birk- oder Auerhahns angesteckt. Zur Tracht tragen Mann und Frau Uhrkette, Mieder- oder Münzkette, Armbanduhren sind bei Festtracht ein „no go“.

Bei den Plattlern, den Schützen, Rosenkranzmädchen, Fingerhaklern oder Goaßlschnalzern dabei zu sein, gehört in der Alpenwelt Karwendel seit Generationen zum guten Ton. Die Fäden der Brauchtumspflege haben vor allem die Trachtenvereine in der Hand: der Gebirgstrachtenverein Mittenwald,  „D´Soiernbergler“ in Krün und „D´Simetsbergler“ in Wallgau.

Die Jüngsten ab sechs Jahren tanzen bereits in Plattlergruppen, wo unter wirbelnden Röcken weiße Spitzenhosen hervor blitzen. Beim „Alten Tanz“ hingegen geht es etwas gemächlicher zu, man kann ab etwa 30 Jahren mitwirken. Das dreilagige geschnürte Mieder mit Goldborten samt Rock und Dirndlschürze dafür nähen die Frauen oft selbst. Eines der wichtigsten Accessoires ist die „Florschließe“. Die Brosche wird an ein Chiffonband genäht um den Hals getragen. Wer Glück hat, erbt sie.

Überhaupt wird die Werdenfelser Tracht häufig in den Familien weitervererbt, allen voran die „Kurze“, wie die grün bestickte schwarze Lederhose liebevoll genannt wird. Dazu trägt Mann stramingestickte Hosenträger. Die Wadenstrümpfe, „Haislan“, stricken meist die Mütter und Großmütter, die Farben verraten die Herkunft des Burschen. So tragen die Mittenwalder an Festtagen grün-weiße Wadelwärmer, sonst wie die Krüner und Wallgauer grau-grüne. Die kunstvollen Zopf-, Ranken- oder Rautenmuster erfordern geschickte Hände und unbezahlbar viele Arbeitsstunden.

Echte Tracht ist eng verbunden mit kirchlichen Festen und Feiern. Zum einen gibt es eine eigene „Kirchentracht“, die im Werdenfelser Land dann getragen wird. Zum anderen werden bei kirchlichen Anlässen wichtige Accessoires geschenkt: So bekommen die „Buam“ ihr erstes Seidentuch und den dazugehörigen „Antonius-Ring“ häufig zur Erstkommunion. Viele Frauen in Mittenwald, Krün und Wallgau erhalten ihren ersten Schnürhut zur Hochzeit.

Außer in den Schränken der Vorfahren werden Trachtler noch im Fundus der Vereine fündig. Zudem hüten auch Handarbeitsläden und Trachtengeschäfte wertvolles Trachten-Knowhow, von Stoffarten und Stick- oder Strickmustern bis hin zu den „Dresscodes“ einzelner Orte. Insider suchen echte Trachten-Accessoires, wie filigrane Broschen, bestickte Gurte oder Hutschmuck zudem häufig auf Antik- und Flohmärkten oder Internet-Foren.

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